Nibelheims Nacht

Nibelheims Nacht

Eine installative Performance zum Antisemitismus in Wagners "Rheingold"

Fotos: Simeon Herrmann

Wie seid ihr niedlich, neidliches Volk! Aus Nibelheims Nacht naht‘ ich mich gern, neigtet ihr euch zu mir!


Aus den nachtschwarzen Gefilden der Zwerge zieht es Alberich hinauf zu den Nixen in den zerklüfteten Grund des Rheins. Die glatten, leuchtenden Kinder des Flusses verhöhnen jedoch das Liebeswerben des „knotigen“ Nibelungs.


Was für den einen in Wagners „Rheingold“ exotische Lust verheißt, ruft in den Anderen nur Ekel und Hass hervor. Wer ist hier der Fremde und wer der Vertraute?  Worin liegt der Unterschied zwischen dem Heimlichen und dem Unheimlichen?

In "Nibelheims Nacht" wird der Zuschauer einer von drei Gruppen zugeteilt. Entweder beginnt er bei dem alternden Wotan, der nach der Götterdämmerung nur noch Wagners Ring lauscht, oder bei Fricka, die ihm Fotos der "glanzvollen" Vergangenheit zeigt, oder bei Mime, der mit ihm auf die Kraft der Nibelungen trinkt und ihn als solchen "markiert ". Jene "Gezeichneten" werden schließlich von den Rheinkindern in die Bühnenmitte geführt und auf eine weiße Stoffblüte gesetzt. Was sich anfangs noch wohlig und angenehm anfühlt, entpuppt sich jedoch schnell als Gefängnis. Die "Gezeichneten" werden den anderen als Übel und Schmutz der Welt (u. a. antisemistische Kommentare Wagners) vorgeführt, woraufhin die anderen Zuschauern von den Rheinkindern in Sicherheit gebracht werden. Wie positioniert sich der Einzelne? Ergreift er Partei für die Ausgestoßenen und Stigmatisierten oder unterstützt er die  Diskriminierenden?

Künstlerische Leitung:

Jeffrey Döring, Johanna Stenzel

Sounddesign:

Patrick Kuhn Botelho

Schauspiel:

Anna Gesa-Raija Lappe, Esra Laske, Ann-Christin Mündner, Louis von Klipstein, Tobias Loth



Premiere:

26.06.2015, ADK Ludwigsburg (Bühne)